Über Wunsch des Pfarrers und damaligen Dechants Karl Bock kamen die ersten Schwestern im Jahre 1922 nach Bernhardsthal und führten zunächst nur durch die Wintermonate einen Handarbeitskurs für „schulentwachsene“ Mädchen. Der Arbeitsraum und seine Einrichtung war möglichst einfach; aber die jungen Mädchen kamen gern und die Sache lebte sich ein.
Durch die Widmung des Wirtschaftshauses Nr. 60 (siehe unten) seitens der Besitzerin Katharina Hess (Nr. 21) zur Errichtung eines Kindergartens, gewann die damalige Generaloberin der Barmherzigen Schwestern, Sr. Gervasia Salzner, die Möglichkeit, aus Ordensmitteln einen durchaus praktischen und modern eingerichteten Neubau für eine Lehr- und Erziehungsanstalt mit einem weiteren Wirkungskreis zu errichten.
Nach Zelesnik (Anm. Historiker) widmete Katharina Hess ihr Haus zuerst dem Weißen-Kreuz-Orden, in dem sie ihren Lebensabend zu verbringen gedachte. Dieser Orden hatte aber keine Verwendung für das Haus und verkaufte es dem Orden Barmherzige Schwestern vorn HI. Vinzenz von Paul (Wien/Gumpendorferstraße). Im Einvernehmen mit der Pfarre und Gemeinde Bernhardsthal wurde im Herbst 1925 mit dem Bau der Lehr- und Erziehungsanstalt “St. Martha“ begonnen. Ein Jahr später, am 26. Oktober 1926 fand bereits die feierliche Einweihung statt.
Die neue Anstalt “St. Martha“ sollte einen Kindergarten und eine Koch- und Haushaltungsschule mit einem Internat führen.
Der Kindergarten wurde sofort eröffnet und hat sich durch all die Jahre seines Bestehens guten
Besuches erfreut. Nach vierjährigem Bestand wurde er 1930 in die Verwaltung des Landes
Niederösterreich übernommen
Nach dem Anschluss an Deutschland im Jahre 1938 wurde das Haus beschlagnahmt, und die Schwestern mussten in ihr Mutterhaus in Wien zurück.
Das Haus “St. Martha“ wurde während des Zweiten Weltkrieges Flüchtlingsfamilien aus Bessarabien, Siebenbürgen usw. zur Verfügung gestellt und war am Ende des Krieges Russenlazarett.
Bald nach Kriegsende konnten die Schwestern wieder im Kloster “St. Martha“ ihren Einzug halten und mit den Wiederinstandsetzungsarbeiten beginnen. Der Kindergarten wurde wieder in Betrieb genommen. Anstatt einer Haushaltungsschule errichtete man ein Seniorenwohnheim.